Bitte informiere dich und gehe am 3. Dezember 2023 wählen.
Hier findest du die Portraits und Meinungen der Kandidaten
Hier gibt es den Wahl-O-Maten für die Kandidaten Beantworte und gewichte 28 Fragen so, wie du Ulm gerne in Zukunft sehen würdest. Du bekommst eine Entscheidungshilfe.
Wir vom Klimabündnis haben die Kandidaten, die bis Ende Oktober nominiert waren, auch gefragt und auf unsere 16 Fragen diese Rückmeldungen bekommen. Vielleicht sind diese Antworten auch eine Entscheidungshilfe für dich.
Namen (alfabetisch sortiert)
Martin Ansbacher = MA
Gunter Czisch = GC
Lena Christin Schwelling = LCS
Thomas Treutler = TT
Vorwort von TT
Ich lebe bereits seit Jahrzehnten Klima und Umweltschutz und möchte nur anmerken, dass die Parteien in Ulm, die dies einfordern in der Vergangenheit viel versprochen aber nichts geliefert haben. Jetzt versprechen sie wieder. Diese Versprechen sehen teils sehr gut aus jedoch werden sie nicht umgesetzt (werden können) oder verlagern die Umweltbelastenden Faktoren in andere Länder / Kommunen.
1. Welche Maßnahmen sollte Ulm ergreifen, um als klimafreundliche Stadt den Autoverkehr zu reduzieren?
LCS: Der ÖPNV muss eine attraktive, günstige und zuverlässige Alternative zum Auto darstellen. Dafür gilt es zu investieren, etwa in die Straßenbahnlinie 3, die Regio-S-Bahn und in On-Demand-Services (für Randzeiten und Ortschaften).
Zusätzlich gilt es Fahrradfahren sicher und attraktiv zu gestalten. Hierbei ist die bauliche Trennung der Radwege, vom Fuß- und Autoverkehr zentral. Viele gute Konzepte sind bereits vorhanden, die nun mit Priorität und Nachdruck umgesetzt werden müssen.
In der Altstadt ist der öffentliche Raum begrenzt, wobei viel davon bisher für parkende und fahrende Autos hergegeben wird. Mehr Fußgängerzonen sind notwendig, um die Aufenthaltsqualität für alle Ulmerinnen und Ulmer zu steigern.
MA: Indem wir das Radwegenetz ausbauen. Denn für eine Verkehrswende benötigt man sinnvoll und sicher angelegte Fahrradwege sowie ein attraktiveres ÖPNV-Angebot. Deshalb plädiere ich schon lange für die Widereinführung des ticketfreien Samstags. Zudem benötigen wir endlich ein Kurzstreckenticket.
TT: Grundlage für die Reduktion des Autoverkehrs ist als erstes akzeptable Alternative zum Autoverkehr zu schaffen. – Ausbau OPNV zuverlässig und mit kurzem Tackt. – Park and Ride Angebote die gute Erreichbarkeit und schnellen Weitertransport ein Umsteigen zur alternative machen. – Fahrradstraßen, die sicher sind und keine Schlaglochpisten. Weitsicht ist auch das Gebot. Die Zukunft der Mobilität soll das E-Auto sein. Wieso sollen wir die Infrastruktur abbauen, damit wir diese später wieder aufbauen müssen. Ein Ziel sollte auch sein sowohl große Verbrenner wie auch große E-Autos (verbrauchen beide unnötig Ressourcen und Platz) im Stadtbild zu reduzieren (durch z.B. Parkplatzgrößen).
GC: Es ist ein sehr umfangreiches Maßnahmenbündel, vom Ausbau der Infrastruktur, der vernetzten Mobilität, dem Einsatz neuer Technologien bis hin zu Smart City und der Anwendung digitaler Technologien.
Als OB engagiere ich mich in vielen Themen seit Jahren selbst, besonders dann, wenn Strukturwandel, der Verbesserung der Mobilitätsalternativen und der Einsatz von neuen Technologien Voraussetzung für eine gelingende Mobilitätswende sind. Aber natürlich werden wir Maßnahmen auf der „push-Seite“ treffen müssen, um unsere Mobilität effizienter und verträglicher zu machen. Hier sind z.B. Maßnahmen wie Geschwindigkeitsreduzierung und Parkraumbewirtschaftung zu nennen, die Schritt um Schritt Teil des Maßnahmenbündels bleiben. In einer stark wachsenden Stadt ist der Umstieg auf den Nahverkehr wichtig.
Wir setzen auf einen modernen ÖPNV: Die Straßenbahnlinie 2 ist ein voller Erfolg. Der Grundstein für die Finanzierung der Linie2 wurde bereits zu meiner Zeit als Finanzbürgermeister gelegt und hat entscheidend zum Projekterfolg beigetragen. Durch die Umstellung von dieselgetriebenen Bussen auf die Straßenbahnen, die mit Naturstrom fahren, haben wir einen enormen Schritt in die richtige Richtung gemacht. Wir sparen so pro Jahr ca. 1.100.000 kg CO2.
Alle Stadtteile und Ortschaften sind mit dem Bus sehr gut erreichbar. Die ersten beiden batteriegetriebene Busse werden im Jahr 2024 in Betrieb genommen und weitere 12 Stück werden nach und nach beschafft. Auch hier werden jedes Jahr mit jedem Fahrzeug rund 100.000 kg CO2 eingespart. Das größte Nahverkehrsprojekt, die Regio-S-Bahn, treibe ich seit Beginn als Vorsitzender voran. Mein Ziel: Noch mehr Menschen für den ÖPNV gewinnen. Fahrgastzahlen auf 50 Mio. pro Jahr steigern – und das ab 2035 CO2-neutral.
Mit unserem Programm „Ulm bewegt sich – Mobilität neu denken“ geht die Stadt voran. Ziel: klimaschonende Mobilität. Der Hauptbahnhof ist zu einer Mobilitätsdrehscheibe ausgebaut. Dazu kommt das Rad als klimafreundliche Alternative im Stadtverkehr. Dafür bauen wir die Radwege aus und verbessern bei allen baulichen Maßnahmen im öffentlichen Raum die Situation für die Fußgänger*innen (Bahnhofplatz, Karlstraße, Wengenviertel, etc.). Die Innenstadt bekommt weitere Fußgängerzonen. Überhaupt, unter den bestehenden oft beengten Bedingungen geht es nicht um ein gegeneinander, sondern um die Suche nach ausgewogenen Lösungen, die oft auch Kompromissbereitschaft erfordern.
Bei alledem muss die Stadt auch mit dem Auto erreichbar sein. Deshalb geht es besonders um die Antriebswende, denn in einem Oberzentrum umgeben von ländlichem Raum wird der MIV immer einen höheren Stellenwert haben, wie in Ballungsräumen. Dafür warten 4.700 Parkplätze in Tiefgaragen und Parkhäusern auf Nutzer, mit einer steigenden Zahl an Ladesäulen. Mobilitätsstationen und Car-Sharing gehört ebenso zur Zukunftsstadt Ulm. Elektromobilität und Wasserstofftechnologie machen Auto und Lastverkehr zukunftsfit. Bereits heute ist Ulm bei den Ladesäulen und beim CarSharing bundesweit spitze. Gemeinsam mit unseren Nachbarlandkreisen arbeiten wir an einer leistungsfähigen Wasserstoffinfrastruktur mit Tankstellen im Ulmer Norden und im Industriegebiet Donautal.
Mobilität macht an der Stadtgrenze nicht Halt. Mit Neu-Ulm zusammen bauen wir deshalb ein leistungsfähiges Stadtverkehrsnetz auf. Wir machen unseren Nahverkehrsverbund DING zukunftsfähig, mit bezahlbaren Preisen und klimafreundlich.
Vielseitige Mobilität ist Voraussetzung für Klimaneutralität. Mobilität der Zukunft gelingt aber nur mit Realismus, Technologieoffenheit und Eigenverantwortung.
Das heißt für mich: Mobilitätswende nicht gegeneinander, sondern miteinander. Eine autofreie Stadt ist eine Illusion, weil Ulm für alle erreichbar sein muss. Ich will deshalb ausgewogene, umwelt- und stadtverträgliche Mobilitätsformen gemeinsam mit allen verwirklichen.
2. Elterntaxis vor Schulen und Kindergärten gefährden Kinder. Was sollte Ulm tun, um in diesen Zonen für Verkehrsberuhigung und damit für Sicherheit zu sorgen?
MA: Es ist sehr wichtig, dass in diesen Zonen die Geschwindigkeit stark reduziert wird. Das Ziel muss es jedoch sein, dass Kinder morgens nicht unbedingt mit dem Auto zur Schule gebracht werden, sondern Busse und Bahnen nutzen. Wenn es nicht anders geht, muss es die Möglichkeit natürlich geben mit dem Auto zur Schule zu fahren. Doch dann muss man ausdrücklich auf die entsprechenden Zonen hinweisen. Rücksicht und Sicherheit sind hier die obersten Gebote.
TT: Bei Kindergärten müssen mehr Einrichtungen geschaffen werden (benötigt auch viel mehr Personal), die in den Stadtteilen verteilt sind. Bei der heutigen Mangelsituation kann es sein, dass ein Kind aus Wiblingen nur in Böfingen einen Platz bekommen hat und die Eltern im Donautal arbeiten. Bei Schulen sollte die Schule mit den Eltern das Gespräch suchen. Eine Haltestelle bereitstellen und ggf. mit Schülerlotsen arbeiten. Straßensperrungen sollten das letzte Mittel den, da es meist die “falschen“ beeinträchtigt.
GC: Bereits heute setzen wir auf Information der Eltern und verkehrsrechtliche Maßnahmen, bis hin zu sicheren Schulwegen. Dass Eltern häufig zeitlich eng getaktet sind, darf nicht außer Acht gelassen werden.
Ich halte es für sehr wichtig und sinnvoll, wenn insbesondere die Schulkinder ihren Weg zur Schule, wenn irgend möglich, ein Stück zu Fuß und am besten mit den Klassenkameradinnen und Klassenkameraden aus der Nachbarschaft zurücklegen. „Kurze Wege für kurze Beine“ ist eine bekannte Redensart, der auch unsere Schulbezirke gerecht werden müssen – wo dies eben möglich ist. Dafür setze ich mich ein. Ich kann nur immer wieder dazu ermutigen, den Kindern auch zuzutrauen, selbständig zumindest ein Teil der Strecke zu gehen.
Bei Kindergärten und Kindertageseinrichtungen ist das oft schwieriger, denn der Wunsch nach besonderen Betreuungszeiten oder pädagogischen Konzepten erfordert oft längere Wege. Aber über allem steht hier die notwendige Rücksichtnahme, besonders auf den letzten Metern.
Mit verschiedenen Modellprojekten versuchen wir der Situation zu Gunsten der Kinder zu verbessern. Zuletzt haben wir an der Spitalhofschule nahe der Innenstadt und an der Meinlohschule Versuche gestartet, die das Aufkommen der Elterntaxis reduzieren sollen. Weiter richten wir wo immer möglich sog. „Schulstraßen“ ein, die jeweils zum Unterrichtsstart und zum Schulende nichtbefahren werden dürfen.
LCS: Auch hier gibt es Konzepte und verkehrsrechtliche Lösungen, doch die Umsetzung ist zäh. Der Verkehrsversuch an der Spitalhofschule – Fahrverbot während Schulbeginn und Schulschluss – ist ein guter Anfang, doch wir müssen besser sein und alle Ulmer Schulen im Blick haben.
3. Wie kann Ulm noch fahrradfreundlicher werden?
TT: Fahrradwege wieder von der Straße auf Radwege zurückverlegen. Einen sicheren Belag für Fahrradwege. Fahrradstraßen durch Stoppschilder schützen. Fahrradstraßen Achsen schaffen.
GC: Das Fahrrad ist eine klimafreundliche Alternative im Stadtverkehr, die wir durch den Ausbau von Radwegen und anderer Infrastruktur noch attraktiver machen wollen. In allen Sanierungsvorhaben und erst recht in größeren Maßnahmen spielt eine angemessene Berücksichtigung des Radverkehrs eine wichtige Rolle.
Gleichwohl ist zu bedenken, dass die Möglichkeiten bei der Aufteilung der Verkehrsflächen endlich sind. Es ist daher entscheidend, eine Ausgewogenheit zu erreichen, in der alle Mobilitätsformen nebeneinander funktionieren und ihre Vorteile ausspielen können. Hinzu kommen Mobilitätsstationen und Verleihsysteme, die hoffentlich noch mehr Nachfrage erfahren.
Insgesamt ist das Fahrradinfrastrukturnetz beileibe nicht so schlecht, wie es oft gesprochen wird. Ulm hat in den letzten Jahrzehnten viel erreicht und man kann an vielen Stellen schon gut und sicher Radfahren. Im Zuge der Großprojekte im Zusammenhang mit der Landesgartenschau 2030 soll insbesondere eine Hauptroutenbeziehung in Nord-Süd ausgebaut werden, der Kienlesberg-Radweg wird einen Engpass zwischen dem Eselsberg und der Innenstadt aufheben und mit unserem aktuell erarbeiteten Hauptroutennetz sollen weitere neuralgische Punkte identifiziert werden. Auch die Reduzierung der Fahrgeschwindigkeiten im MIV tragen zum besseren Miteinander bei und bieten einen deutlichen Qualitätszuwachs für den Radverkehr.
LCS: Sicherheit ist das entscheidende Stichwort für mehr Fahrradfreundlichkeit. Dazu zählt die Säuberung und Räumung der Radwege im Herbst und Winter, wirkliche Fahrradstraßen, ein lückenloses Hauptrouten-Netz, überdachte Abstellmöglichkeiten an allen Verkehrsknoten, ein Fahrradparkhaus am Hauptbahnhof, Ladestationen für E-Bikes, ein öffentliches Fahrradverleihsystem, Reparaturstationen, Abbiegeassistenten an allen städtischen LKWs/Bussen sowie die Verknüpfung des Ulmer Radnetzes an regionale Fahrradtrassen. Der Fahrradverkehr muss endlich gleichberechtigt in der Verkehrsplanung unserer Stadt sein.
MA: Wir haben ja beschlossen, dass 2025 der Anteil des Fahrradverkehrs in Ulm 25 Prozent tragen soll. Deshalb muss das Radwegenetz deutlich ausgebaut und sicherer werden. Wir brauchen klare Regeln, damit das Radfahren bevorrechtigt sein kann. Dieses Projekt muss voller Energie, Leidenschaft und auch mit den nötigen Geldmitteln angepackt werden. Dazu gehört auch, dass das Mitte November im Bauausschuss beschlossene Hauptroutennetz nun zügig umgesetzt wird.
4. Welche konkreten Projekte schlagen Sie vor, um den ÖPNV auch für die ländlichen Regionen attraktiv zu machen?
GC: Die Stadt Ulm ist Aufgabenträger des ÖPNV für das Stadtgebiet in Ulm. Mit über 25 Mio. € im Jahr subventionieren wir hier ein im Vergleich zu Städten mit vergleichbarer Größe sehr gutes ÖPNV-Angebot. Die Ausbauziele, für mich 50 Mio. Fahrgäste in 2030, werden für uns in den nächsten Jahren auch finanziell eine Herausforderung. Die Inbetriebnahme der Linie 2 war hier ein echter Katalysator. Seit Jahren investieren wir auch in die Erneuerung unserer Haltestelleninfrastruktur und damit auch in die Verbesserung der Barrierefreiheit. Grundsätzlich gilt für mich, erste Priorität gilt dem Ausbau der Infrastruktur und des Angebots.
Deshalb habe ich schon vor Jahren vorgeschlagen, den DING Nahverkehrsverbund neu zu strukturieren und über Stadt- und Ländergrenzen hinweg gemeinsame Nahverkehrspläne zu entwickeln. Der Ausbau des Nahverkehrs kann nur in einer intensiven regionalen Zusammenarbeit gelingen. Einen Schritt weiter sind wir mit unserer Schwesterstadt Neu-Ulm. Hier erarbeiten wir einen gemeinsamen Nahverkehrsplan, mit der SWU. Vieles ist hier bereits gelungen oder auf dem Weg.
Die Tarife im Stadtgebiet liegen im baden-württembergischen Vergleich im Mittelfeld. In Ulm und Neu-Ulm unterstützen wir den regionalen Nahverkehr im DING mit vergleichsweise hohen Fahrgeldeinnahmen. Ich bin aber auch überzeugt, regionale Tarifstrukturen gehören der Vergangenheit an. Das Deutschlandticket führt uns vor Augen, Tickets werden künftig bundesweit auf anderen Plattformen verkauft. Ziel ist es, künftig mit digitalen Werkzeugen für die jeweils individuelle Inanspruchnahme zu zahlen. So könnten uns beispielsweise digitale Check In – Check Out Verfahren helfen, die tatsächlich gefahrenen Strecken abzurechnen und am Monats- oder Jahresende eine Bestabrechnung im Sinne der ÖPNV-Nutzer durchzuführen.
Das wichtigste Projekt für die Förderung des ÖPNV in der Region in den kommenden Jahren ist die Realisierung der Regio-S-Bahn. Als Vorsitzender seit der Gründung treibe ich dieses Projekt mit den Partnern voran. Eine noch größere Herausforderung werden die Ausbauziele für die angrenzenden Landkreise. Die viel geringere Bevölkerungsdichte -sehr vereinfacht- erfordert dort ein sehr viel höheres finanzielles Engagement für den Ausbau der Infrastruktur und des Angebots. Deshalb gilt für mich: Ausbau des Angebots vor immer mehr regionalen Ticket-Vergünstigungen. Beides gleichzeitig wird schnell die Grenze der finanziellen Leistungsfähigkeit erreichen.
LCS: On-Demand-Mobilität ist der Weg, um endlich aus der Tretmühle aus geringer Auslastung der Bussen in den Randzeiten und hohen Kosten auf der einen Seite und der Forderung nach höherer Taktung für die Ortschaften auf der anderen Seite, auszusteigen. Per App-Anwendungen können flexibel Fahrten gebucht werden und der Algorithmus spielt immer aufs Neue die beste Verbindung und Fahrroute aus. Dies ist die richtige Ergänzung zu den Linienbussen, um das Angebot attraktiver zu gestalten.
MA: Dazu zählt die Regio S-Bahn, die nun auf die Schiene gesetzt werden muss. Mit ihr kann das Umland besser angebunden werden. Ich wehre mich vehement gegen die Streichung von Buslinien in die Ortschaften. Die Verkehrswende kann nie gelingen, wenn wir die Stadtteile und Ortschaften vom Liniennetz abhängen. TT: Takt, Takt, Takt und Takt.
5. Welche neuen Fußgängerzonen schlagen Sie vor?
LCS: Die Altstadt zwischen Donau, Hauptbahnhof, Olgastraße und Frauenstraße soll autofrei sein.
MA: Für mich bietet sich dafür sowohl die Herdbruckerstraße als auch die Wengengasse hoch bis zur Olgastraße an.
TT: Ich bin offen, jedoch sollten dieses Mal Handel / Gewerbe und Anwohner mitgenommen werden. Die aktuellen Bsp. zeigt leider nur das planlose Vorgehen. Somit sollten diese im Dialog ermittelt werden
GC: In den vergangenen Jahren haben wir das Thema „Erweiterung Fußgängerzonen“ systematisch analysiert und teilweise Veränderungen vorgenommen. Nicht überall ist die Fußgängerzone die richtige Wahl der Mittel. Die Ausweisung „Verkehrsberuhigter Bereiche“ kann die bessere Alternative für die Anwohnenden, Anliegenden, Kundschaft und Flaneur/innen insbesondere in unserer baulich und funktional glücklicherweise sehr gemischten und lebendigen Innenstadt bedeuten. Meist ist der Unterschied in Gebieten, in denen ein Bestand von Wohnen, Arbeiten, Gastronomie und Handel Kompromisse erforderlich macht, wegen der geforderten Ausnahmeregelungen ohnehin nicht groß.
Die Entscheidungen des Gemeinderats zur Erweiterung der Fußgängerzone in diesem Jahr sind bekannt.
Aktuell sehe ich eher Potentiale für mehr verkehrsberuhigte Bereiche mit einer Verlagerung der Parkplätze vom öffentlichen Raum in die umliegenden Parkhäuser im Stadtgebiet, ich stehe allerdings Debatten zu diesem Thema sehr offen gegenüber.
6. Wie soll der Ausbau der Windenergie auf Ulmer Stadtgebiet gefördert werden?
MA: Indem man zuerst einmal kartiert und prüft, welche Flächen für Windräder überhaupt genutzt werden können, um dann zügig ein entsprechendes Planungsverfahren einzuleiten.
TT: Dazu muss ich mir erst noch ein Bild machen. Wo möglich und sinnvoll sehr gerne
GC: Ich sehe im Ausbau der Windenergie einen wesentlichen Baustein für die Realisierung der Energiewende. Darüber hinaus ist die lokale Bereitstellung erneuerbarer Energien inzwischen zu einem wichtigen Standortfaktor für die Entwicklung der heimischen Industrie geworden. Deshalb engagieren sich unsere Stadtwerke zum Beispiel an der Realisierung des Windparks im Altdorfer Wald. Im Stadtgebiet sind die Potentiale gering. Diese werden mit dem Regionalplan derzeit erhoben. Offenheit für neue technologische Entwicklung ist für mich wichtig. Beispielsweise in kleinen Anlagen, die vornehmlich für den Eigenbedarf vorgesehen sein könnten.
Ich setze mich daher dafür ein, dass die wenigen geeignete Flächen im Ulmer Norden und in Richtung Blaustein für eine Entwicklung von Windkraftanlagen vorbereitet werden.
Wichtig ist aber auch: Unter den aktuellen Rahmenbedingungen kann der Ausbau der erneuerbaren Energien, besonders in der Windkraft und den gesteckten Zielen, nicht gelingen. Die Genehmigungsverfahren müssen entschlackt und beschleunigt werden. Hier sind Bund und Land gefragt – den Lippenbekenntnissen zur Entbürokratisierung müssen Taten folgen. Wir brauchen Planungssicherheit und Beschleunigung für die Investitionen. Entscheidend ist die Rechtssicherheit von Baugenehmigungen, weil bis dahin hohe Vorlaufinvestitionen erforderlich sind. Zusammen mit der SWU bringe ich mich in Stuttgart, Berlin und Brüssel dazu intensiv ein.
LCS: Auch in Ulm gibt es für Windkraft geeignete Flächen und mit der Erfahrung, die die Stadtwerke derzeit beim Bau des Windparks Altdorfer Wald sammeln, haben wir die besten Voraussetzungen, um auch auf Ulmer Gemarkung mit dem Ausbau der Windkraft voranzukommen.
7. Welche Konzepte haben Sie, um den Ausbau der Photovoltaik in Ulm zu beschleunigen?
TT: Bereiche die der Stadt unterliegen Prüfen und Handeln. Industrie und Gewerbe ermutigen. Jedoch ein klares Nein zu Photovoltaik auf den Dächern der historischen Ulmer Altstadt. Der Nutzen ist schlichtweg zu gering für den Aufwand (Prüfung Brandschutz) und Einbußen für Ulm als touristische Stadt
GC: Ulm ist seit vielen Jahren Vorreiter im Ausbau von PV. Ziele: 200 MWp Photovoltaik-Leistung bis 2030. Installation von > 60 MWp-Freiflächen-Photovoltaik-Anlagen.
Die Stadt prüft schon seit längerem die Realisierung von PV-Anlagen auf städtischen Gebäuden. Genossenschaftsmodelle und die Beteiligung von Bürgern an Anlagen sind mir wichtig. Ulm hat eine PV-Pflicht auf Neubauten noch vor der gesetzlichen Regulierung durch das Land Baden-Württemberg beschlossen. Es wurde von städtischer Seite ein Interessenbekundungsverfahren initiiert und die dabei vorgeschlagenen Standorte mit den Ortschaften und dem Gemeinderat auf den Weg gebracht, um auf der Gemarkung mit hoher Geschwindigkeit auch diese Energieform noch stärker in Nutzung zu bringen. Auf der früheren Deponie in Eggingen wurde schon eine größere Anlage in Betrieb genommen, eine Erweiterung ist planungs- und baurechtlich abgesichert. Eine weitere Freiflächenanlage wird im Örlinger Tal durch die SWU mit einer Leistung von ca. 4 MW (Strom für etwa 1.200 Haushalte) realisiert werden, der Baubeginn ist im 1.Quartal 2024).
Die Stadt unterstützt schon seit 31 Jahren über das Ulmer Energieförderprogramm. Dazu gehört auch die Förderung von Balkon-Photovoltaik, ein Programm, das ich besonders wichtig finde. Denn damit werden auch Gruppen unserer Stadtgesellschaft zu aktiven Nutzern dieser Technologie, die als Mieter meist sehr wenig Teilhabemöglichkeiten haben.
An dieser Stelle möchte ich außerdem das ausgerufene 100-Dächer-Programm für das Industriegebiet Donautal anbringen.
LCS: Energiegemeinschaften, beispielsweise im Donautal unterstützen, die neuen Regelungen zu Denkmalschutz und PV umsetzen, also auch in der Ulmer Altstadt den Bau von PV-Anlagen zulassen, gemeinsam mit der Energiegenossenschaft Donau-Energie und den Stadtwerken alle öffentlichen Gebäude in Ulm, mit PV ausstatten und auch versiegelte Flächen wie Parkhäuser oder Parkplätze stärker in den Fokus nehmen.
MA: Wir müssen alle bestehenden Gebäude und Parkplatzflächen einer umfassenden Prüfung unterziehen und ausloten, wo PV-Anlagen installiert werden können. Zudem müssen wir unsere Fördermöglichkeiten attraktiver machen, Anreize schaffen und auch dafür sorgen, dass Genehmigungsprozesse beschleunigt werden. Zum Beispiel gibt es im Industriegebiet Donautal noch eine große Menge an nicht bestückten Dachflächen. Auch die Universität Ulm kann man mit PV-Dachanlagen ausrüsten.
8. Was soll Ulm tun, um das Müllaufkommen in der Stadt zu reduzieren?
GC: Bereits 2022 haben wir mit „Ulm bleibt sauber“ eine Kampagne gegen die Vermüllung der Stadt gestartet. Mit vielen Aktionen informieren und animieren unseren Entsorgungsbetriebe Ulm (EBU) über Müllvermeidung und Ressourcenschonung. Die vielen ehrenamtlichen „Putzete-Teams“ und Müllpat/innen, das Programm „Umweltschutz an Schulen“ und die „WarenTauschTage“ sind nur wenige Beispiele.
Gemeinsam mit verschiedenen Partnern haben wir über die Ulmer City Marketing das Relevo-Mehrwegsystem für die Gastronomie vorangetrieben. Hier sehe ich eine wirkliche Chance, aber Betriebe und Kunden müssen hier ebenfalls Verantwortung übernehmen. Einer Steuer auf Einweggeschirr und -Verpackungen stehe ich aber kritisch gegenüber. Sie bedeuten mehr Bürokratie und die erwarteten Reduktionseffekte haben sich an anderer Stelle nicht eingestellt.
Durch die Überarbeitung der Richtlinien für die Abgabe von Wertstoffen auf unseren Recyclinghöfen und die damit verbundenen Kontrollen konnten die (Fremd-)Mengen erheblich reduziert werden. Dies freut am Ende auch den Gebührenzahler.
LCS: Einwegverpackungen zum Mitnehmen von Speisen und Getränken haben seit der Pandemie deutlich zugenommen und mit ihnen die Vermüllung. Die Belastung der Umwelt und der Aufwand der städtischen Müllentsorgung rechtfertigen deshalb einen Aufpreis durch eine Steuer für Einwegverpackungen. Die Gastronomie ist bereits heute verpflichtet Mehrweggeschirr zum Mitnehmen bereitzuhalten, jedoch wird dieses von den Kundinnen und Kunden kaum in Anspruch genommen. Eine Verpackungssteuer nach Tübinger Vorbild wäre auch für Ulm gut.
MA: Ich bin dafür, dass die Verpackungssteuer eingeführt wird, so wie in Tübingen. Und ich fordere schon länger die Einführung eines Ulmer-Mehrwegbechers auf Stadtfesten, insbesondere am Schwörmontag. Natürlich braucht die Stadt auch mehr und auch größere Mülleimer. Für illegales Entsorgen von Abfall müssen hohe Bußgelder verhängt werden. Die Androhung allein hilft nicht, denn der Müll muss weg. Und auch der Taubendreck. Und zwar schnell.
TT: Das Bsp. Pfand Pflicht auf Einweg Getränke hat verdeutlicht, dass dies kontraproduktiv ist. (Der Anteil ist sogar stark gestiegen), somit halte ich wenig von einer Verpackungssteuer. Ich fände es Sinnvoller Einwegverpackung kennzeichnen zu lassen, dass der „Herausgeber“ für eine mögliche Entsorgung bei Verschmutzung, dafür zahlen muss.
9. Wie kann die Fernwärme ohne fossile Energien und möglichst ohne Biomasse betrieben werden? Können stattdessen große Wärmepumpen installiert werden und/oder Geothermie genutzt werden?
LCS: Wir haben das große Glück in einer Region zu leben, in der Geothermie zur Verfügung steht. Dies sollten wir nutzen. Der Ausbau der Fernwärme ist eine der großen Aufgaben, die ich in den kommenden Jahren anpacken will. Und wo der Aufwand, die Fernwärmeleitungen zu legen, unverhältnismäßig hoch wäre, können Nahwärmekonzepte, wie beispielsweise Wärmepumpen für ganze Quartiere eine Alternative darstellen.
MA: Wärmepumpen und Geothermie sind sicherlich attraktive Alternativen in der Zukunft. Wichtig ist, dass man sich offen für neue Technologie zeigt und sich als Stadt in einem steten Austausch mit den Experten der Fernwärme Ulm befindet.
TT: Dieses Thema werde ich mir anschauen und entsprechend handeln.
GC: Der Einsatz fossiler Energien bei der Fernwärme Ulm wird bald Geschichte sein. Ziel: Kommunaler Wärmeplan: Klimaneutrale Wärmeversorgung bis 2040.
Bereits seit Jahren werden hier hohe Summen in der FUG und in der Nahwärmeversorgung bei der SWU investiert. Geplant ist zudem ein großer Wärmespeicher am Standort Magirusstraße. Die FUG ist das Rückgrat einer erfolgreichen Wärmewende in Ulm.
In der kommunalen Wärmeplanung setzt Ulm auf viele Technologien, zum Beispiel auf Tiefengeothermie oder die Großwärmepumpe in Flüssen und dem Ausgang aus der Kläranlage. Die Offenheit für alle Technologien, die in Ulm Potential haben, halte ich für entscheidend. Dabei halte ich für zwingend geboten, in den Ausbau zu investieren und nicht die bestehenden Anlagen der FUG in Frage zu stellen. Die letzten Monate haben gezeigt, die Verunsicherung wegen der unklaren und sich ständig veränderten Vorgaben von Bund und der EU sind ein Investitionshemmnis. Investitionsentscheidungen und damit die Entscheidung für eine Technologie und einen Rohstoff müssen langfristig sicher sein. Investitionssicherheit ist das Gebot der Stunde.
Um die finanzielle Dimension zu verdeutlichen: Allein die SWU muss in den nächsten Zahlen mindestens zwischen 500 und 700 Mio. EUR in neue Netze und Anlagen investieren, die Voraussetzung für das Gelingen der Energiewende sind.
10. Bis wann sollen die SWU ihre Beteiligungen an Kohlekraftwerken abgeben?
MA: Darauf sollte man nicht mehr zu lange warten. Die Entscheidung liegt hier beim Aufsichtsrat der Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm.
TT: Sobald wir genügend grünen Strom haben und der Vertrag es zulässt.
GC: Durch den geplanten Kohleausstieg 2038 und das Vorziehen dieses Ausstieges auf das Jahr 2030 wird die Beteiligung der SWU vermutlich bis ans Ende der Laufzeit gekoppelt sein. Das hängt auch damit zusammen, dass wenn wir aussteigen würden, jemand anderes einsteigen müsste.
Ob und wann die SWU-Beteiligungen veräußert ist eine Entscheidung, die die SWU und Ihre Gesellschafter zu treffen haben. Ein wichtiges Kriterium für die Veräußerung ist, dass die SWU in ihrer Investitionsfähigkeit nicht geschwächt wird. Nur eine wirtschaftlich kraftvoll aufgestellte SWU kann die großen Herausforderungen der nächsten Jahre bestehen.
Die Umrüstung der Gasnetze auf Wasserstoff-Ready, der Ausbau von Windkraft und PV, ein CO2 freier Nahverkehr erfordert nie da gewesene Investitionen der SWU mit Unterstützung der Städte. Das bedeutet allein bis 2028 über 300 Mio. EUR Investition in Infrastruktur.
LCS: So bald wie möglich.
11. Befürworten Sie eine Baumschutzverordnung wie in anderen Städten in Baden-Württemberg, z.B. Stuttgart, Mannheim, Freiburg?
TT: In dieses Thema muss ich mich auch noch einarbeiten.
GC: Die Verwaltung hat hierzu ausführlich im Herbst 2020 eine Position vorgelegt, die alle Vor- und Nachteile einer Baumschutzsatzung für Ulm darlegt.
Vorteile sind demnach:
- Wertschätzung von Bäumen
- Verminderung einer willkürlichen Beseitigung oder Schädigung von Bäumen sowie Erhalt von alten Bäumen
- Möglichkeit der Kompensation durch Ersatzpflanzungsgebot
- Regulierung und Ahndung widerrechtlicher Eingriffe an geschützten Bäumen
Nachteile sind:
- Einschränkung des Eigentums und des Nachbarrechts
- Keine grundsätzliche Verhinderung von Fällungen oder Schädigungen von Bäumen
- Bäume werden noch rasch vor Erlass einer Baumschutzsatzung sowie vor Erreichen des Schutzstatus gefällt
- Ersatzpflanzungen sind nicht überall möglich
- Verzögerung von Bauvorhaben und hoher Verwaltungs- und Bürokratieaufwand
Aufgrund aktueller Gerichtsurteile mit einer höheren Gefährdung gerade älterer und größerer Bäume im Stadtgebiet befinden wir uns gerade intern in einer Abstimmung, ob eine Baumschutzsatzung trotz der erkennbaren Nachteile und Mehraufwendungen nicht trotzdem Sinn machen könnte.
Auch wenn ich zu neuen zusätzlichen Vorgaben immer kritisch bin, wir werden im Gemeinderat die Frage diskutieren, ob in Abwägung der Vor- und Nachteile eine solche Satzung notwendig und verhältnismäßig ist.
LCS: Ja, wir brauchen mehr Grün in der Stadt und dafür ist der erste Schritt, dass wir unseren Bestand besser schützen und erhalten.
MA: Unbedingt, denn jeder Baum ist wichtig und wir müssen um jedes einzelne Exemplar im Stadtgebiet kämpfen.
12. Befürworten Sie ein Zweckentfremdungsverbot (wie z.B. in Stuttgart, Konstanz, Freiburg), um zu verhindern, dass dem Wohnungsmarkt systematisch Wohnraum entzogen wird?
GC: Generell sehe ich Verbotsregelungen, die einen hohen Kontrollaufwand verursachen und in sehr vielen Fällen nicht zu viel mehr freien Wohnungen, sondern zu vielen Rechtsstreitigkeiten führen, immer kritisch.
Die Gründe für ein Zweckentfremdungsverbot, wie in anderen Städten, sind in Ulm weit weniger relevant. Es gibt viele Gründe, weshalb Eigentümer/Innen nicht vermieten wollen oder können. Die Fälle, in denen Wohnungen zu Gunsten einer anderen Nutzung wegfallen, sind in Ulm nicht auffällig. Und auch in den genannten Städten ist die Erfolgsquote trotz größerem Einsatz nicht riesig.
Ein Zweckentfremdungsverbot in Ulm ist aus meiner Sicht nicht geboten, vielmehr setze ich auf Anreize, die Vermieter bewegen, vorhandenen Wohnraum zur Verfügung zu stellen.
Die Stadt wirbt bei Privaten intensiv für die Bereitstellung von freiem Wohnraum.
Die Drehscheibe Wohnraum setzt hier seit Jahren an: Verschiedene Möglichkeiten, von der Übernahme von Garantien durch die Stadt, über Mietverträge mit der Stadt oder der Direktvermietung nach einer Übergangszeit ist vieles möglich.
Die Stadt berät, wenn es um die Wiedervermietungsprämie des Landes geht.
Also Anreize statt Verbote.
LCS: Der Wohnungsmarkt in Ulm ist angespannt, die Preise steigen und hohe Zinsen und Rohstoffpreise beeinträchtigen den Wohnungsbau. Gleichzeitig stehen Wohnungen und ganze Häuser seit Jahren leer. Da Eigentum verpflichtet, haben andere Städte das Zweckentfremdungsverbot eingesetzt. Das zeigt Wirkung und das will ich auch für Ulm.
MA: Ja, das tue ich, denn Wohnungsleerstand muss mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln unbedingt vermieden werden.
TT: In der aktuellen Version nicht, da ich weiß das in einem Todesfall ein halbes Jahr zu knapp sein kann (alleine um die Genehmigung zum Verkauf zu bekommen – wenn kein Testament vorliegt) Jedoch, wenn große Stiftungen und oder Firmen dahinter stehen, sollte dies anwendbar sein.
13. Welche Ideen haben Sie, um grüne und beschattete Aufenthalts-, Begegnungs- und Erholungsräume in der Innenstadt zu schaffen?
LCS: Der Sommer 2023 war der heißteste seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen. Damit Ulm auch im Sommer weiterhin lebenswert bleibt, muss sich die Stadt an die Klimaveränderungen anpassen. Dazu gehören auch mehr schattige Plätze mit Wasserspendern zum Ausruhen und Erholen. Mehr Bäume in der Stadt, mehr Fassadenbegrünung und auch deutlich mehr entsiegelte Flächen sind notwendig, damit wir uns auch in den immer heißeren Sommern in der Stadt wohlfühlen können. Auch private Initiativen gilt es bei der Begrünung der Stadt umfassend zu unterstützen
MA: Hierfür müssen wir so viele Bäume pflanzen wie möglich und Flächen in der Stadt entsiegeln. Auch die Anzahl der Grünfassaden muss erhöht werden, die ja als natürliche Klimaanlagen fungieren.
TT: Die erarbeite ich sehr gerne mit Ihren Bündnissen. Die aktuellen Baumpflanz-Aktionen bringen leider kurzfristig nichts, im Gegenteil der Ökologische Fußabdruck für die Bauarbeiten, Stahlwannen und Grüßte sind sehr groß.
GC: Mit der Planung der neuen Fußgängerzone Bahnhofstraße/Hirschstraße setzen wir neue Maßstäbe. Für die Realisierung sind große Umbaumaßnahmen und der Einsatz modernster Bewässerungssysteme und Techniken möglich. Sie muss Teil einer Klimafolgenanpassungsstrategie sein. Dieser Aspekt der Stadtentwicklung wird auch aus meiner Sicht eine immer wichtigere Rolle spielen. Daher haben wir in den letzten Jahren mit einem aufwändigen Programm an vielen Stellen der Altstadt neue Baumstandorte identifiziert und eingepflanzt.
Kleine wie größere Maßnahmen an vielen Plätzen der Stadt -auch durch den Innenstadtdialog initiiert- gehen in dieselbe Richtung. Auch die Planungen im Zuge der Landesgartenschau zeigen auf, welche Leitideen handlungsleitend sind. Vieles liegt auf der Hand, wie Fassadenbegrünung, Dachbegrünung oder die seit Jahren entwickelten Stadtgärten, um nur einige Beispiele zu nennen.
Grundlegende Änderungen sind aber nur dann möglich, wenn im größeren Umfang Veränderungen anstehen. Das betrifft nicht nur den Tiefbau und die Gestaltung des öffentlichen Raums, sondern auch den Hochbau. Der Neubau der Friedrich-List-Schule ist ein gutes Beispiel. Gleichwohl, der begrenzte Raum und vor allem die vorhandene Leitungsinfrastruktur in der Stadt setzt Grenzen zum Beispiel für die Bepflanzung mit Bäumen.
14. Wie wollen Sie weitere Flächenversiegelung vermeiden und möglichst viele Flächen wieder entsiegeln?
MA: Man muss den vorhandenen Raum so effektiv wie möglich nutzen und ausloten, wo Gebäude aufgestockt werden können. Entscheidend ist jedoch, dass man bei der Nachverdichtung alle sozial- und umweltverträglichen Aspekte berücksichtigt und einfließen lässt. Nachverdichtung muss nicht per se etwas Schlechtes sein. Wichtig ist eben, dass sie auf einem hohen Qualitätsniveau umgesetzt und auch kommuniziert wird. Die künftige Stadtplanung muss so aufgestellt sein, dass man bewusst Räume schafft, die begrünt werden können.
TT: Ich möchte zumindest keine versiegelten Flächen ohne Nutzen schaffen, siehe z.B Fußwegverbreiterungen mit Bäumen. Warum werden da keine Beete angelegt.
GC: Die Herausforderung besteht darin, die vielen Funktionen, die besonders eine Innenstadt erfüllen soll, gerecht zu werden.
Hierfür habe ich mit dem Innenstadtdialog ein Format initiiert, in dem gemeinsam mit allen Beteiligten eine Vorstellung für Ulm entwickelt werden soll: Stichworte sind–> Ulm blüht auf – Innenstadt soll grüner, leiser und lebendiger werden.
Diskussionen über Versiegelungs- und Schattenflächen sowie Wasser/Brunnen bei der Neugestaltung der Fußgängerzone werde ich aktiv im Prozess fördern.
Gleichwohl, es sind viele auch politischen Interessen abzuwägen.
Wir brauchen zusätzlichen bezahlbaren Wohnraum. Priorität haben Nachverdichtung und immer höhere Gebäude. Wir können uns wünschen, dass die Wohnfläche pro Einwohner reduziert werden kann, die Realität ist anders.
Eine Leitidee der Projekte im Zuge der Landesgartenschau ist die Zurückgewinnung des öffentlichen Raums und damit auch die Entsiegelung von Verkehrsflächen. Gleichwohl ist die Funktionsfähigkeit der Verkehrsinfrastruktur ebenfalls ein wichtiges Ziel.
Deshalb wird es große Schritte geben, die vielen kleinen Schritte werden aber den kommunalpolitischen Alltag bestimmen.
LCS: Es gilt insbesondere, bereits vorhandene, versiegelte Flächen zu nutzen, um Wohnungsbau und ökologisches Handeln zusammenzubringen. Dabei darf auch in Ulm jeweils ein Stockwerk höher zu bauen als bisher, kein Tabu sein. Gleichzeitig gibt es unzählige Flächen in der Stadt, die unnötigerweise versiegelt sind und deren Entsiegelung zu einem besseren Stadtklima und mehr Versickerungsflächen, beispielsweise für Starkregenereignisse, beitragen wird. Das Grünflächenamt personell und finanziell in die Lage zu versetzen, diese Aufgabe anzupacken, ist mir ein Anliegen.
15. Welche Maßnahmen wollen Sie ergreifen, um hitzebedingten Stressreaktionen und Gesundheitsgefahren entgegenzuwirken?
TT: Dafür werde ich mich auch mit Fachleuten auseinandersetzen, da es kurzfristige Lösungen benötigt. Die aktuellen Lösungen des Gemeinderats bringen die nächsten 5- 10 Jahre kaum einen Effekt.
GC: Die Antworten ergeben sich aus den Antworten aus Frage 14 und 15.
Klimaschutz- und Klimafolgenanpassung, Starkregenereignisse und Hochwasserschutz, Hitzewellen, Versorgungssicherheit (auch Wasser) in der Daseinsvorsorge bis hin zur Stärkung des Katastrophenschutzes sind Herausforderungen, denen sich die Stadt stellen muss. Deshalb habe ich dies aufgegriffen, um in den nächsten Jahren ein umfangreiches Maßnahmenpaket zu entwickeln. Dazu gehört auch, Vorsorge für vulnerable Gruppen zu treffen, die durch längere Hitzeperioden gefährdet sind. Solche Maßnahmen wurden bereits als Vorsorge im Falle einer Gasmangellage auf den Weg gebracht. Ob Anlaufstellen wegen fehlender Heizung oder wegen Hitzewellen entwickelt werden müssen, ist dem Grunde nach unerheblich. Vieles ist aber auch schon auf dem Weg, wie die Starkregenkonzeption aus dem Jahr2020.
LCS: Mehr Grün in der Stadt ist hierfür zentral. Geht man vom Stadtquartier Auf dem Kreuz, durch alte Allen, wie die Heimstraße bis zu den Sedelhöfen und dem Bahnhofsvorplatz wird deutlich, wie stark man den Temperaturunterschied merkt, je nachdem ob eine dichte Stadtbepflanzung vorhanden ist oder nicht. Eine grünere Stadt zu schaffen, die der sommerlichen Hitze entgegenwirkt, ist eine unserer wichtigsten Aufgaben.
MA: Auch mit mehr Grün. Wir müssen bei der künftigen Stadtentwicklung vehement darauf achten, dass sich die Stadt nicht noch weiter aufheizt und Frischluftschneisen erhalten bleiben. Durch architektonische Maßnahmen müssen bewusst Schattenflächen entstehen. Zudem ist es sinnvoll, mehrere Trinkbrunnen in der Stadt zu installieren.
16. Was kann die Stadtverwaltung tun, um die Ulmer Bürgerinnen und Bürger von der Notwendigkeit der Klimaschutzmaßnahmen zu überzeugen?
GC: Es gilt, gemeinsam „dicke Bretter zu bohren“. Denn von der Einsicht zur Verhaltensveränderung und konkreten Maßnahmen ist ein beschwerlicher Weg. Es ist nicht weniger als ein gesellschaftlicher Wandel in einer Zeit, in der viele Krisen die Menschen verunsichern, in denen das Vertrauen und das Zutrauen in die Politik schwindet, in denen Vorgaben des Staates immer mehr als Bevormundung empfunden werden.
Diesen Wandel haben auch viele Initiativen bewirkt. Sei es in Ulm in den letzten 30 Jahren der UNW oder die Agenda 21, oder junge Menschen, die auf die Straße gegangen sind, um für mehr Klimaschutz einzustehen.
Der Satz: fordern und fördern ist zwar fast schon abgegriffen, er gilt aber weiterhin.
Ich bin sicher, sehr viele Menschen wissen, dass Klimaschutzmaßnahmen zwingend notwendig sind und haben sich auf den Weg gemacht. Viele haben aber Angst vor Überforderung oder sind verunsichert, wegen der oft widersprüchlichen Vorgaben.
Als Stadt können wir viel unternehmen und vor allem auch konkrete Antworten geben:
Mit dem städtischen Klimaschutzkonzept haben wir solche Antworten erarbeitet und setzen diese sukzessive um. Das geht nicht auf Knopfdruck.
Mit den Stadtwerken arbeiten wir an der Dekarbonisierung – setzen auf erneuerbare Energien und Wasserstofftechnologie. Hier gehen wir in Vorleistung!
Ulm wird klimaneutral bis 2040.
Die Häuser der UWS werden klimaneutral bis 2045.
Der Ulmer Nahverkehr wird CO2-neutral bis 2035.
Aber: es sind eben dicke Bretter und es geht nur mit fordern und fördern.
LCS: Ein echter Aufbruch in eine klimaneutrale und klimaangepasste Zukunft ist ein gesamtgesellschaftlicher Kraftakt. Eine Politik, die unser Klima schützt, bringt Veränderungen und Herausforderungen für jede und jeden einzelnen mit sich. Das gilt es offen und ehrlich anzusprechen. Von der Umwelt- und Klimabildung in der Schule bis zu Dialog- und Informationsveranstaltungen für Alle, hat die Stadt auch Mittel und Wege, um die Menschen für Klimaschutz zu begeistern. Mit Mieterstrommodellen, der Energiegenossenschaft Donau-Energie oder Balkon-PV-Anlagen können Alle Teil der Energiewende in Ulm werden und von ihr profitieren. Gleichzeitig darf die öffentliche Hand sich aber auch nicht länger hinter den Bürgerinnen und Bürgern verstecken, denn es ist die Aufgabe der Politik, die Pariser Klimaziele einzuhalten.
MA: Wir müssen entsprechende Angebote schaffen, zum Beispiel, dass die Bürgerinnen und Bürger mehr mit Bussen und Bahnen fahren und das Auto stehen lassen. Klimaschutz muss für alle reizvoll sein und darf nicht auf Verbote aufbauen. Zeitgleich dürfen wir nicht aufhören, auf die dringende Notwendigkeit hinzuweisen, ihn ernsthaft zu betreiben. Und zwar jeder und jede Einzelne von uns. Der Klimawandel ist kein Märchen, sondern harte Realität. Klar ist auch, dass das sehr emotional diskutierte Thema Klimaschutz immer auch zu Konflikten in der Gesellschaft führen wird. Davor dürfen wir uns nicht fürchten, sondern müssen den offenen Dialog suchen.
TT: Vorleben. Aktionen machen, Katastrophen Übungen Abhalten um zu verdeutlichen, dass die Lage ist. Gerne höre ich mir als OB auch Ihre Meinungen dazu an, da ich als OB nur ein Puzzle Teil bin, ich möchte Bürgerbeteiligung, keine Spaltung. Nur gemeinsam, wenn wir überzeugen können wir etwas erreichen. Wenn Kandidatinnen Umweltschutz im Programm haben heißt es nicht, dass es umgesetzt wird. Ich will Umweltschutz anpacken, der schnell Wirkung zeigt. Danach können die langfristigen Punkte angegangen werden.