Ulm und die Mobilitätswende

Die Elektrifizierung des PKW-Verkehr ist ein zentraler Bestandteil der Verkehrswende. Nur… die Voraussetzung dafür ist die Bereitstellung von ausreichend erneuerbarem Strom!

Neben der Antriebswende brauchen wir aber auch eine
Mobilitätswende.

Quelle: VCD Bundesverband

So zeigen mehrere Modellstudien, dass die Gesamtfahrleistung des Kfz-Verkehrs zusätzlich um
mindestens 20 Prozent sinken muss, um die Klimaschutzziele zu erreichen.

Daher hat das Verkehrsministerium Baden-Württemberg diese wesentlichen Klimaschutz-Aspekte in seine Ziele für die Verkehrswende mit aufgenommen (Grafik).

Erforderlich ist ein Fünftel weniger KFZ-Verkehr in Stadt und Land…

Konkret soll es mit den Zielen möglich werden bis zum Jahr 2030 die Emissionen im Verkehrssektors um mindestens 55 Prozent im Vergleich zu 1990 zu reduzieren. Dieses Ziel ist
ambitioniert, aber nicht unrealistisch.

Quelle: Ministerium für Verkehr BW

Kommunale Maßnahmen…

Zum Erreichen der Klimaschutzziele im Verkehrssektor sind viele verschiedene Maßnahmen notwendig. So muss ein Teil auf Bundes- und Landesebene angestoßen und umgesetzt werden und ein Teil auf kommunaler Ebene.

Auf der kommunalen Ebene müssen vor allem Maßnahmen und Anreize zur Reduzierung des städtischen Pkw-Verkehrs
beschlossen und umgesetzt werden. Im Stadtkreis Ulm sind sowohl der Gemeinderat und die Stadtverwaltung gefragt und in der Pflicht! Die Ortschaftsräte aus den Ortsteilen des Stadtkreises Ulm können zwar leider keine Entscheidungen treffen, müssen aber diese Themen unbedingt mit stützen!

Beispiele für Maßnahmen auf kommunaler Ebene für den Stadtkreis Ulm könnten sein:
  • Einrichtung von Fußgängerzonen, Beruhigung der Stadtviertel durch Ausschluss des Durchgangsverkehrs, (höhere) Gebühren für (Anwohner*innen) Parkplätze, Förderung des Fußverkehrs, so z.B. sichere Schulwegkonzepte für alle Schulen im Stadtkreis. Quartiersmobilität gestalten
  • Einrichtung von sicherer und attraktiver Radverkehr-Infrastruktur: Straßen, Wege und Abstellmöglichkeiten
    für Fahrräder, kommunale Lastenrad-Förderung. Einladende Radverkehrsnetze
  • Reduzierung des Gehwegparkens und verstärkte Kontrolle von Falschparkern.
  • Förderung von Car- und Ridesharing durch Informationskampagnen und Privilegien für „Umsteiger“: Angebote schaffen – denn das führt zu einer stärkeren Nutzung von Fahrrad und ÖPNV bzw. Nutzung von Car- und Ridesharing, da kein eigenes Auto vor der Tür steht.
  • Die Anbindung des Umlands an die Städte durch Busse, Bahnen und Radschnellwege. Ein attraktives
    Liniennetz, auf dem öffentliche Verkehrsmittel in kurzen Abständen verkehren, ist entscheidend um
    Autofahrer*innen zum Umsteigen zu bewegen.

Status Quo zur Mobilitätswende im Stadtkreis Ulm?

Beispiel Radverkehr…

Am 14.07.2020 hat der Fachbereichsausschuss Stadtentwicklung, Umwelt und Verkehr des Ulmer Gemeinderats eine bis 2025 angestrebte Erhöhung des Radverkehrsanteils am Modal Split auf 25 Prozent beschlossen.

Aber lt. Studie „Mobilität in Deutschland (MiD)“ aus 2017, lag der Radverkehrsanteil im Stadtkreis Ulm lediglich bei 12 Prozent. Ergebnisse Modal Split Radverkehr (MID 2017)

Daher erzeugten Bürger*innen einen politischen Druck mit einem Einwohnerantrag zu dem Gemeinderats-
Beschuss aus 2016, wegen dem verfehlten stadtpolitischen Ziel „20 % Radverkehrsanteil bis 2020“.

Das neue selbst gesetzte Ziel des Gemeinderates im Juni 2020 – nach Debatte zum Einwohnerantrag – ist ehrgeiziger als das gesetzte Ziel aus 2016!

Nur… bisher wurden bei weitem keine ausreichenden Maßnahmen zum Erreichen dieses Zieles umgesetzt bzw. beschlossen!

Es gibt Potential zur Zielerreichung!

So liegt z.B. die Mittlere Entfernung des mit dem PKW zurückgelegten Weges in Ulm bei 4,8 km im Binnenverkehr und bei 8,3 km über alle mit dem Pkw zurückgelegten Wege lag (Stand der letzten Verkehrserhebung „Mobilität in Städten“).

Laut einer Schätzung des Umwelt Bundesamtes, lässt sich aber jeder zweite Weg mit dem Pkw unter 10 km auf das Fahrrad oder Pedelec verlagern.

Sonderauswertung zum Forschungsprojekt „Mobilität in Städten – SrV 2013“ – TU Dresden

E-Rad macht mobil Potenziale von Pedelecs und deren Umweltwirkung

Beispiel Carsharing…

Im Stadtkreis Ulm gab es, dies laut einer Erhebung des Bundesverband CarSharing aus 2022, 32 CarSharing-Fahrzeuge.

Das entspricht einer Quote von 0,25 Fahrzeugen pro 1.000 Einwohner! CarSharing-Städteranking 2022

Aber Städte wie Freiburg (1,59) und Tübingen (1,21) erreichen bereits eine deutlich höhere Quote!

Spitzenreiter ist Karlsruhe…

Und Spitzenreiter in Deutschland ist Karlsruhe mit 3,23 Fahrzeugen pro 1.000 Einwohner.

Stadtpolitik für den Stadtkreis Ulm…

Einerseits könnte die Stadtpolitik Informationskampagnen beschließen und anderseits flächendeckende CS-Stellplätze im gesamten Stadtkreis Ausweisen bzw. zur Verfügung stellen! Denn jeder zusätzliche, gut sichtbare CS-Stellplatz im öffentlichen Raum wird zu einer Verkehrsentlastung in Ulm beitragen.

Vorreiter Stuttgart und Bremen…

So setzen Städte wie Stuttgart und Bremen z.B. die Sichtbarkeit durch einheitliche Stelen oder rote Markierungen im öffentlichen Raum um. Denn so kann die Akzeptanz bei den Bewohnern für das Car-Sharing erhöht werden.

Analyse der aus Wirkungen des Carsharing in Bremen

Umwelt Bundesamt – Carsharing

Quelle: Analyse der aus Wirkungen des Carsharing in Bremen

Beispiel MIV (motorisierter Individualverkehr)…

Ein wesentlicher Indikator, der im Stadtkreis Ulm in die falsche Richtung zeigt, ist der in den letzten Jahren kontinuierliche Anstieg des privaten Pkw-Bestandes pro 1.000 Einwohner.

Aber so gehen Flächen für bessere, sicherere Rad- und Gehwege im öffentlichen Raum verloren und verhindern sogar den Ausbau von einer attraktiven Infrastruktur für den Umweltverband: sprich für zur Fuß Gehende, Radfahrende und den ÖPNV beziehungsweise für eine verbesserte Aufenthaltsqualität für Menschen.

Statistisches Landesamt – Kfz und Verkehrs­belas­tung

Statistisches Landesamt – PKW-Bestand je 1.000 Einwohner

Agora – Umparken – den öffentlichen Raum gerechter verteilen